Hmm, ich bin nun gar kein Finanzexperte, und mit der Länderpolitik kenne ich mich auch nicht sonderlich aus.
Aber den einen oder anderen relativ logischen Gedankenansatz könnte ich schon bieten.
Zunächst ist ja auch ein Landrat, als halbes Dienstherrchen eines JA ( sofern es kein städtisches hat, also einen Bürgermeister ), keineswegs unabhängig.
Er sitzt mit hoher Wahrscheinlichkeit in den entsprechenden Sozialausschüssen, die von JÄ-Leitung und den damit kooperierenden Drittleistern dominiert werden.
Sie alle zusammen sind Vertreter des größten und mächtigsten ( und am aggressivsten expandierenden ) Dienstleistungssektors in D. und somit Angehörige von dessen Lobby ( wenn auch wohl die nahezu unterste Charge davon ).
Vulgo: diese seine Ausschusskollegen sind reichlich gierig.
Zum zweiten braucht so ein Landrat ( oder eben auch ein Bürgermeister einer größeren Stadt ) auch politische Rückendeckung, er muß sich bei seinen Leuten also schon ein wenig beliebt machen und kann das, was die kassieren wollen, nicht einfach an andere verteilen.
Zum anderen gibt es da noch die Medien, welche mehr oder weniger das Klagelied vom armen, bedrohten JA singen und daraus schlussfolgern, daß die JÄ aufgrund der vielen Kürzungen immer öfter viel zu spät eingreifen und es deswegen immer mehr tote Kinder gibt ( das ist zwar glatt gelogen, aber die Öffentlichkeit glaubt das überwiegend. Tatsächlich sind es seit langem ca. 150 tote Kinder p.A.- jedes natürlich eines zuviel - Tendenz eher rückläufig, was darauf hindeutet, daß eben die Eltern gar nicht so schlecht sein können, in Relation zu einer 88 - Millionen-Bevölkerung und etwa 38000 offiziellen Inobhutnahmen p.A.).
Er kann sich also nur dadurch in dem Bereich öffentlich beliebt machen, indem er genau umgekehrt wie sonst verfährt und eher woanders, also bei Schule, Kultur, oder im sonstigen sozialen Bereich abzwackt und das Geld in Inobhutnahmen, Folgekosten u.ä. fließen lässt.
So kann er sich als Held verkaufen, der trotz Löchern in Haushalt und Asphalt, die "letzten Reserven zum Schutz der armen zuhause mißhandelten Kinder" mobilisiert. Die daran profitierende Runde der "Kinderschützer" in den Ausschüssen ist auch zufrieden und seine Kollegen in der lokalen Anwaltskammer genauso, denn ein Großteil des Umsatzes durch "Kinder- u. Sorgehandel" wird von Juristen erwirtschaftet ( angefangen beim Richter, dem Ergänzungspfleger, dem Parteianwalt, bis hin zum Politiker selbst, denn das sind auch oft RAe ).
Und es versetzt ihn wiederum in die Lage das Gejammer nach mehr Macht und Geld für die JÄ mitzutragen, denn man weiß ja, daß eine Kostenstelle möglichst vollständig ausgeschöpft sein muß, um nächstes Jahr wiederbewilligt, oder gar aufgestockt zu werden. Dadurch wird der ganze Prozess nochmal angeheizt. Du schreibst ja selbst:
"Im vergangenen Jahr sind noch zwei weitere Stellen für den Bereich in unserem JA geschaffen worden, mit entsprechend aufgestocktem Finanzspielraum."
Man könnte sagen: eine Win-Win-Situation im Sinne einer selffullfilling prophecy.
Je mehr Kinder entzogen werden und je schlechter es ihnen geht, desto mehr Geld kann in die "Helferindustrie" gepumpt werden, wodurch diese noch mehr Möglichkeiten bekommt, sich notwendig und wichtig zu machen u.s.w., immer schön im Kreis.
Das ganze hat dann auch noch generationenübergreifende Auswirkungen ( und das schon seit etwa den Tagen der letzten "Ein-Mann-Diktatur" ), die die Sache noch mehr beflügeln, denn insofern werden ja tatsächlich immer mehr Eltern immer erziehungsunfähiger, nämlich wenn sie selbst schon in Heimen und Pflegestellen aufgewachsen sind.
Und rund 100 Mrd € p.A., die direkt auf das BIP aufgeschlagen werden, sind, vom direkten machtpolitischen Aspekt mal ganz abgesehen, schon ein ziemlich kräftiger Faktor in Politik und sonstigen Hinterstübchen.
Kurz gesagt: auch der Landrat profitiert sehr wohl, wenn auch für das öffentliche Bewußtsein nicht gut sichtbar.
Natürlich geht es nicht zuletzt auch mit darum, Eltern möglichst schnell nach der Geburt des Kindes beide wieder in Vollzeitarbeit zu bekommen, denn das gibt dem ganzen, leicht erkennbar, nochmal kräftig Schwung, zumal eine Kita, eine Vollbetreuung, ein daraus folgender Entzug und dessen Folgen, im Schnitt und im Endeffekt mehr an Kosten verursacht, als die Eltern im selben Zeitraum verdienen können. Es werden also wieder öffentliche Gelder und öffentliche Dienstleistungsangestellte gebraucht, die Branche so nochmal befeuert.
Leichter kann man gar nicht ohne Produktionsleistung Umsatz verursachen, der dann das ganze Land als reich dastehen lässt, obwohl es dem schwächsten Teil der Bevölkerung ( nämlich den Kindern und bei dieser Handhabungsweise auch deren Eltern ) immer schlechter geht, was das Geschäft noch besser laufen lässt.
Quasi eine Art Schneeballsystem, daß gerade dabei ist, sich zur perfidesten Lawine auszudehnen, die überhaupt vorstellbar ist.
Und die JÄ sind die Verwaltungseinheit und die polizeiliche Exekutive des Ganzen. Nicht mehr und nicht weniger.
Eben darum meine ich, daß diese Struktur unmöglich mittels kleiner Flickschustereien reformierbar ist, die "Selbstheilungseffekte" sind bei einem solch komplexen Geflecht einfach viel zu groß.
Um diese Dynamik zu stoppen sind radikale Eingriffe vonnöten. Angefangen mit Ombudsstellen, bis hin zur Überflüssigmachung und ( möglichst endgültigen ) Auflösung der JÄ und ihrer ( auch externen ) Substrukturen.
Das sind natürlich nur meine simplen Gedanken dazu, für Insider bietet sich vermutlich noch ein wesentlich umfassenderes und komplexeres Bild.
Gruß...........Fiete